PhD - Identitätsstiftung durch Rückkehr zur autochthonen Kultur: Fallbeispiel Popbandari (Babak Nikzat, 2018)

Die vorliegende Studie stellt eine ethnomusikologische Untersuchung des bandari dar, einem Musikstil aus dem Südiran, der zu festlichen Anlässen gespielt wird. Zum einen beschäftigt sich diese Arbeit mit den Veränderungen der Struktur und Aufführungspraxis dieses Musikgenres, welche aufgrund der soziopolitischen Entwicklungen im Land hervorgerufen wurden, zum anderen, wird auf den für die Musiker, gleichermaßen wie für die Zuhörer, identitätsstiftenden Charakter dieser Musik eingegangen. Mit den heute üblichen ethnomusikologischen Methoden, wie Feldforschung, teilnehmende Beobachtung, „learning to perform“ sowie deskriptive Transkription und Musikanalyse, untersuche ich in dieser Arbeit die Subgenres dieser musikalischen Praxis: bandari-ye sonnati (traditioneller bandari), bandari-ye ǧadid (neuer bandari) and pāp-bandari (Pop-bandari) aus musikanalytischer und anthropologischer Perspektive. In meiner Arbeit zeige ich, dass der traditionelle Stil bandari-ye sonnati die Grundlage der beiden neueren Stile bildet. Das übliche Ensemble besteht aus einem neyhambune (eine Art Dudelsack), einem oder mehreren Perkussionsinstrumenten und einem Sänger. Auch konnte festgestellt werden, dass bandari-ye ǧadid eine Kombination aus bandari-ye sonnati and anderen südiranischen Musiktraditionen ist, die von heimischen Musikern kreiert wurde, um eine legale Version dieser Musik zu schaffen, die den Bestimmungen des post- revolutionären Iran entspricht. Die Studie identifiziert auch den pāp-bandari als hybride Form, bestehend aus musikalischen Elementen der gängigen westlichen Popmusik und bandari-ye sonnati. Pāp-bandari wird hauptsächlich in Los Angeles, aber auch teilweise im Iran produziert. Die Analyse der musikalischen Strukturen der drei bandari-Stile zeigt, wie sich bandari entwickelt hat und wie Musiker musikalische Patterns und Repertoires adaptieren, um neue Stile zu entwickeln, die den soziopolitischen Verhältnissen und den Bedürfnissen der Zuhörer entsprechen. Schließlich zeigt diese Untersuchung auch, dass verschiedene bandari-Stile Musikern wie Zuhörern als Zeichen der kulturellen Identität der ğunubi (südiranischen) Bevölkerung dienen.